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Übertreibungen helfen nicht

VNW-Direktor Andreas Breitner: Die Lage am Wohnungsmarkt nicht dramatisieren. Kommunen sind beim Bau bezahlbarer Wohnungen gefordert.

97/2021

Die SPD hat die Kieler Landesregierung zu verstärkten Anstrengungen in der Wohnungspolitik aufgefordert. Wohnen sei für viele Menschen zunehmend nicht mehr bezahlbar, sagte die Landtagsabgeordnete Özlem Ünsal der Deutschen Presse-Agentur. „Marktanspannung und Versorgungsengpässe treffen inzwischen auch mittlere Einkommensgruppen hart.“ Hinzu komme ein drastischer Wegfall von Sozialbindungen, der den Spielraum für eine aktive Belegungspolitik der Kommunen einschränke.

Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):

„In einigen besonders nachgefragten Regionen reicht das Angebot an bezahlbaren Wohnungen nicht aus, den Bedarf zu befriedigen. Das ist richtig. Aber davon zu sprechen, dass Wohnen für viele Menschen zunehmend nicht mehr bezahlbar sei, ist übertrieben. Das geht an der schleswig-holsteinischen Realität weit vorbei. Es hilft weder den Menschen, die eine Wohnung suchen, noch den Wohnungsunternehmen, die Lage am Wohnungsmarkt zu dramatisieren.

Schleswig-Holstein hat in den vergangenen Jahren mit der Abschaffung der Mietpreis- und der Kappungsgrenze vieles richtig gemacht. Die Tatsache, dass das Land in den vergangenen vier Jahren fast 800 Millionen Euro in die Förderung des Wohnungsbaus investiert hat, zeigt zudem: die Landesregierung ist sich der Probleme auf dem Wohnungsmarkt bewusst.

Der Anstieg der Neuvertragsmieten ist im vergangenen Jahr in Schleswig-Holstein mit durchschnittlich 2,9 Prozent deutlich geringer ausgefallen als im Jahr zuvor, in dem der Wert bei 4,9 Prozent lag. Erstmals seit dem Jahr 2016 wurde auch der Fünfjahresdurchschnitt von 3,1 Prozent unterboten. Das ergab das Mietenmonitoring der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) für das Jahr 2020. Von Mietenexplosion oder Wohnungsnot zu sprechen, ist angesichts dieser Zahlen schlicht falsch.

Die monatliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter für eine neu vermietete Wohnung liege derzeit im Durchschnitt landesweit bei 8,18 Euro, heißt es in dem Monitoring weiter. Zudem muss man berücksichtigen, dass die durchschnittliche Nettokaltmiete bei Bestandswohnungen deutlich niedriger ist. So müssen bei den im VNW organisierten Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften im Durchschnitt 6,30 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden.

Es steht außer Frage, dass vor allem in nachgefragten Regionen wie Kiel, Lübeck, den Nordseeinseln und im Gürtel um Hamburg mehr bezahlbaren Wohnungen errichtet werden müssen. Das liegt allerdings nicht daran, dass Sozialwohnungen aus der Bildung fallen. Diese Wohnungen bleiben ja auf viele Jahrzehnte hinaus günstig. Der Grund für den Mangel liegt eher darin, dass in den vergangenen Jahren in diesen Gebieten zu wenig bezahlbare Wohnungen errichtet wurden.

Hier muss mehr getan werden. Zu Ehrlichkeit gehört aber, anzuerkennen, dass die Landesregierung wenig Einfluss hat, wenn es darum geht, vor Ort bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Stattdessen sind Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker gefordert, die in Sonntagsreden oftmals den Mangel an günstigem Wohnraum beklagen, im Alltag dann aber bei der Genehmigung doch lieber Einfamilienhausgebiete bevorzugen.

Angesichts der gestiegenen Baupreise dürfen zudem die Kosten des sozialen Wohnungsbaus nicht aus den Augen verloren werden. Für jede heute errichtete Sozialwohnung müssen über mehrere Jahrzehnte öffentliche Mittel zur Verfügung gestellt werden, die Miete niedrig zu halten. Oder anders ausgedrückt: damit wird heute bereits das Geld vieler künftiger Haushalte ausgegeben. Auch das gehört zu Wahrheit.“

2021/07/12

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 396 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,20 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de