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Klimaschutzauflagen kosten Geld

VNW-Direktor Andreas Breitner: Hohe Anforderungen durch den Klimaschutz lassen sich in Wohngebäuden aus früheren Jahrzehnten kaum umsetzen.

125/2021

Kiel. Angesichts steigender Klimaschutzanforderungen müssen nach Darstellung der norddeutschen Wohnungswirtschaft vermehrt Wohngebäude aus früheren Jahrzehnten abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden.

„In Schleswig-Holstein wurden 68 Prozent der Wohngebäude bis zum Jahr 1978 gebaut“, sagt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). „Viele dieser Häuser sind selbst durch weitere energetische Sanierungen oder die Installation moderner Heizungen nicht in einen Zustand zu versetzen, mit dem die hohen Anforderungen des Klimaschutzes erfüllt werden. Solange der Fokus auf das einzelne Gebäude gerichtet ist, bleibt Wohnungsunternehmen nichts anderes übrig, als alte Gebäude abzureißen und neue zu bauen.“

Das aber sei kontraktproduktiv, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. „Schließlich wird dadurch nicht eine einzige neue Wohnung geschaffen. Das hilft den Menschen, die in angespannten Wohnungsmärkten eine bezahlbare Wohnung suchen, überhaupt nicht. Das Angebot bleibt auf viele Jahre knapp. Um das zu verhindern sei es sinnvoll, beim Klimaschutz verstärkt auf den sogenannte Quartiersansatz zu setzen. Dabei wird eine Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes durch unterschiedliche technische Lösungen auf Quartiersebene umgesetzt. Das ist nachhaltig und gefährdet nicht die niedrigen Mieten.“

Neu gebaute Wohnungen müssten zu Preisen vermietet werden, die die heutigen Baukosten widerspiegelten, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. „In Schleswig-Holstein wurde fast jede zweite derzeit existierende Wohnung in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet – mit den Materialien und zu den Kosten der 50er, 60er und 70er Jahre. Das führt dazu, dass sogenannte Bestandswohnungen heute besonders günstig sind. Häufig liegt deren monatliche Nettokaltmiete bei unter sechs Euro pro Quadratmeter.“

Für Neubauwohnungen müssten heute hingegen mehr als 3000 Euro pro Quadratmeter investiert werden, so der VNW-Direktor weiter. „Um schwarze Zahlen zu schreiben, muss ein Wohnungsunternehmen dann eine monatliche Nettokaltmiete von mehr als zehn Euro pro Quadratmeter nehmen. Und da sind die künftigen Anforderungen an den Klimaschutz noch gar nicht eingerechnet“, sagt Andreas Breitner.

„Zu Wahrheit gehört deshalb: Wenn Wohnungen qualitativ besser und barrierefrei sein sowie den Herausforderungen des Klimaschutzes entsprechen sollen, dann werden sie auch in der Miete teurer sein. Es sei denn, der Staat erhöht seine Förderung für den Wohnungsneubau und sichert so, dass auch weiterhin für jene bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird, die über ein mittleres oder geringes Einkommen verfügen.“

Was nicht gehe, so Breitner: „Immer höhere Forderungen an das Wohnen zu stellen und gesetzlich vorzuschreiben, zugleich aber zu erwarten, dass die Mieten auf dem Niveau der vergangenen Jahrzehnte stehenbleiben. Auch soziale Vermieter können den Euro nur einmal ausgeben und müssen höhere Baukosten und höhere Anforderungen an ihre Wohnungen zumindest zu einem Teil an die Mieterinnen und Mieter weitergeben. Wenn sie das nicht tun, werden sie in wenigen Jahren pleite sein.“

Die im VNW organisierten Wohnungsunternehmen bieten den Worten von Direktor Andreas Breitner zufolge seit Jahrzehnten -  manche sogar seit mehr als 100 Jahren - bezahlbaren Wohnraum an. „Selbst in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten nach den beiden Weltkriegen war eines in der Gesellschaft Konsens: Auch soziale Unternehmen, denen es nicht darum geht, eine Maximalrendite zu erwirtschaften, müssen eine Miete nehmen dürfen, mit der sie die Bau- und Unterhaltungskosten für ihre Wohnungsbestände begleichen können. Diese einfache ökonomische Regel wollen heute einige Politikerinnen und Politiker außer Kraft setzen. Ich fürchte, die Folgen dieser Politik werden jene Menschen ausbaden müssen, die auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind.“

2021/09/26

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 396 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,20 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de