Presseportal

Presseinformationen

  • Presseinformationen

Gute Zahlen - Trotzdem Probleme

VNW-Direktor Andreas Breitner zu den Baugenehmigungszahlen in Hamburg: „Hamburg sorgt für ein gutes Investitionsklima. Jetzt muss auf die Baukosten geachtet werden.“

05/2021

Die Hansestadt Hamburg hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr den Neubau von 10.007 Wohnungen genehmigt. Damit sei auch unter den schwierigen Bedingungen des Pandemie-Jahres die selbst gesetzte Zielmarke von jährlich 10.000 genehmigten Wohneinheiten erreicht worden, erklärt die Stadtentwicklungsbehörde am Montag. Seit dem Jahr 2011 wurden mehr als 100.000 Wohnungen genehmigt.

Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):

„In der Krise zeigt sich, ob eine Verwaltung gut arbeitet. Angesichts der Corona-Pandemie sind die jetzt veröffentlichten Zahlen ein wirklich gutes Ergebnis und der Ausdruck einer erfolgreichen Wohnungsbaupolitik. Hamburg arbeitet mit und nicht gegen die Wohnungswirtschaft und schafft damit ein Investitionsklima, das die Errichtung bezahlbaren Wohnraums erleichtert und die Lage auf dem Wohnungsmarkt entspannt.

Allerdings belegt die Mitteilung auch, dass die Genehmigungszahlen im Vergleich zum vergangenen Jahr um mehr als 2700 gesunken ist. Das ist ein Warnsignal. Der Rückgang ist nicht allein auf die Pandemie zurückzuführen, sondern weist auf weitere Probleme hin. Folgende Probleme darf der Senat aus meiner Sicht nicht außer Acht lassen.

1. In den vergangenen Jahren wurden Tausende Wohnungen auf leicht nutzbaren Grundstücken errichtet. Inzwischen werden von den Bezirken vor allem Grundstücke angeboten, die komplizierter zu bebauen sind. Das erfordert mehr Aufwand – bei den Unternehmen und bei den Behörden. Derzeit ist zudem das Angebot städtischer Flächen für den Wohnungsbau gering.

2. Der Anstieg der Baukosten ist in den vergangenen Monaten nahezu ungebremst weitergegangen. Das trifft VNW-Unternehmen, die bezahlbare Wohnungen zur Miete anbieten, besonders. Sie können Preissteigerungen nicht ohne Weiteres an ihre Mieterinnen und Mieter weitergeben und sind im schlimmsten Fall gezwungen, auf den Bau von Wohnungen zu verzichten.

3. Die Herausforderungen des Klimaschutzes wirken sich unmittelbar auf die Entwicklung der Baukosten aus. Oberstes Ziel ist aber, dass die Projekte bezahlbar bleiben. Die Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen unter den Mieterinnen und Mietern hängt wesentlich davon ab, dass sie die Kosten am Ende auch tragen können. Ein Abwälzen der zusätzlichen Kosten auf die Wohnungsunternehmen löst das Problem nicht, sondern verlagert es nur. Das betrifft sowohl die Grundsteuer als auch die CO2-Abgabe.

4. Die Entbürokratisierung bleibt im Bereich der Wohnungswirtschaft auf der Tagesordnung. Die Entschlackung der Bauordnung gehört genauso dazu wie die Idee, dass ein Wohngebäude, dessen Bau in einem Hamburger Bezirk bereits genehmigt wurde, in einem anderen Bezirk nicht noch einmal beantragt werden muss.

5. Das Bündnis für das Wohnen muss jetzt rasch erneuert werden und die Bezirke verstärkt in die Pflicht nehmen. Allen in der Stadt muss klar sein, dass nur die Schaffung von Wohnraum zu einer Entspannung des Wohnungsmarktes führen wird. Vor allem die Bezirksverwaltungen und die Bezirksversammlungen sind gefordert, auf Sonderwünsche zu verzichten.

6. Die Entscheidung des Senats, öffentliche Grundstücke nur noch im Wege des Erbbaurechts zu vergeben, ist eine wohnungspolitische Sackgasse. Wenn soziale Vermieter ein Grundstück nicht mehr kaufen können, dann erhalten sie bei Banken deutlich schlechtere Finanzierungskonditionen. Nach unseren Berechnungen werden in den kommenden zehn Jahren allein von den VNW-Wohnungsgenossenschaften bis zu 10.000 bezahlbare Wohnungen nicht errichtet, sollten Hamburg seine Grundstücke nur noch über das Erbbaurecht vergeben. Das kann niemand wirklich wollen.

7. Bedenklich finde ich zudem, dass in Hamburg inzwischen kaum ein Bauprojekt mehr möglich ist, ohne dass Anwohnerinnen und Anwohner alle Register ziehen, den Bau bezahlbaren Wohnraums zu verhindern. Diejenigen, die aber auch einmal dort in bezahlbaren Wohnungen leben wollen, haben (noch) keine Stimme und damit keine Lobby. Wichtig wäre es, dass man miteinander redet, einen Kompromiss findet und dann das Projekt rasch umgesetzt wird. VNW-Unternehmen sind immer, ich sage bewusst immer, bereit, mit der Nachbarschaft zu sprechen und berechtigte Einwände zu berücksichtigen.“

Der VNW vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 392 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 742.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,04 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

2021/01/11