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Ein Tropfen auf den heißen Stein

VNW-Direktor Andreas Breitner:

1. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Bundesregierung sich heimlich von ihrem Neubauziel verabschiedet und den Ländern die Finanzierung überlassen hat.
2. Beim Neubau droht ein massiver Einbruch.
3. Ein ausgewogenes Zusammenspiel von Klimaschutz und Bezahlbarkeit der Wohnung ist die soziale Frage des kommenden Jahrzehnts.

28/2023

Das Programm „Klimafreundlicher Neubau“ ist laut Bundesbauministerium „sehr gut angelaufen“. Seit Mittwoch können Bauherren einen Antrag stellen. Allerdings ist das Volumen begrenzt: 750 Millionen Euro stehen zur Verfügung. Neben Privatpersonen können Investoren, Genossenschaften oder Unternehmen einen Antrag stellen. Wer klimafreundlich baut, kann vom Staat zu vergünstigten Konditionen einen Kredit von bis zu 150.000 Euro erhalten. Gefördert werden allerdings nur noch der Neubau und der Erstkauf von energieeffizienten Gebäuden mit dem Effizienzhausstandard 40. Das heißt: der Energiebedarf der Immobilie darf maximal 40 Prozent des Bedarfs eines Standardhauses betragen. Um den vollen Kreditbetrag zu erhalten, müssen zusätzlich strenge Qualitätsvorgaben für nachhaltige Gebäude erfüllt werden.

Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):

„Es ist gut, dass die Bundesregierung endlich ihr Förderprogramm zum Neubau von Wohnungen aufgelegt hat. Allerdings sind 750 Millionen Euro für ganz Deutschland lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Hamburg und Schleswig-Holstein allein stellen zusammen in diesem Jahr für den Bau von Wohnungen rund 800 Millionen Euro zur Verfügung.

Wie mit der vergleichsweise geringen Bundesförderung das Neubauziel von 400.000 gebauten Wohnungen im Jahr erreicht werden soll, weiß niemand. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Bundesregierung sich heimlich von ihrem Neubauziel verabschiedet und den Ländern die Finanzierung überlassen hat.

Die Landesregierungen in Kiel und Hamburg haben schon vor Wochen auf die veränderten Fördersituation reagiert. Das wird das eine oder andere Neubauprojekt retten. Die Herausforderungen, vor denen der norddeutsche Wohnungsmarkt steht, wird man damit allerdings kaum bewältigen können.

Die norddeutsche Wohnungswirtschaft – sowohl die sozialen als auch die privaten Wohnungsunternehmen – haben in den vergangenen Tagen signalisiert, dass beim Neubau ein Einbruch droht. Angesichts der auf den Wohnungsmarkt drängenden Flüchtlinge droht hier ein Scheitern mit Ansage.

Klimaschutzauflagen verteuern de Bau von Wohnung

Zu den vergleichsweise geringen Finanzmitteln gesellen sich die hohen energetischen Anforderungen an Neubauten. Angesichts gestiegener Baukosten müsste der Bund eigentlich seine Fördermittel pro Projekt aufstocken. Mit der Obergrenze von 150.000 Euro entwickelt sich die Förderung jedoch zu einer Förderung von Wohlhabenden. Menschen mit geringem und niedrigem Einkommen schauen wieder einmal in die Röhre.

Vor allem die sozialdemokratische Bundesbauministerin Klara Geywitz ist gefordert, auf mehr soziale Gerechtigkeit zu pochen. Denkt man die in den vergangenen Tagen bekannt gewordenen Pläne zum Heizungstausch hinzu, kann man nur zu dem Schluss kommen: klimafreundliches Wohnen wird mehr und mehr zu einer Vermögensfrage. Als soziale Vermieter haben wir dagegen große Bedenken.

Wenn die Bundesregierung am Ende Klimaschutz vor allem für Wohlhabende fördert, wird der Widerstand gegen die energetischen Auflagen zunehmen und das Ziel, Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, unerreichbar werden. Ein ausgewogenes Zusammenspiel von Klimaschutz und Bezahlbarkeit der Wohnung ist die soziale Frage des kommenden Jahrzehnts. Flächendeckender Klimaschutz wird nur funktionieren, wenn die Menschen dadurch nicht ihr Heim verlieren.“

03/03/2023

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 412 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,26 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de