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Wohngeld muss erhöht werden

Gemeinsame Pressekonferenz von Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und VNW-Direktor Andreas Breitner. Die galoppierende Inflation bedroht das bezahlbare Wohnen.

Kiel. Bei einem gemeinsamen Pressegespräch machten Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und der Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) Andreas Breitner auf die schwierige Situation beim Bau bezahlbarer Wohnungen aufmerksam. Lieferkettenprobleme infolge der Corona-Pandemie, steigende Zinsen, Fachkräfte- und Materialmangel sowie Preisexplosionen seit Beginn des Ukraine-Krieges: Aktuell türmten sich so viele Probleme auf, dass selbst die sozial orientierte Wohnungswirtschaft deutliche Risse bekommt.

„Ich gehe davon aus, dass sich die ursprünglichen Bauplanungen nicht erfüllen lassen“, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. „Das, was gerade gebaut wird, wird zu Ende gebaut. Beim Neubau allerdings sehe ich schwarz. Ursprünglich dafür geplante Gelder werden die Unternehmen in die Modernisierung von Wohnungsbeständen stecken.“

„Aktuell haben wir 6518 geförderte Wohneinheiten in Kiel. 383 neue geförderte Wohneinheiten sind genehmigt oder im Bau. Das reicht bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken“, sagt Oberbürgermeister Ulf Kämpfer. „Hier müssen wir Lösungen finden, um angesichts der schwierigen Situation im Baugewerbe sozialen Wohnungsbau auch in Zukunft finanzieren und gestalten zu können.“

Beide begrüßten ausdrücklich, dass die Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag die Förderung gemeinwohlorientierter Wohnungsunternehmen wie Genossenschaften und kommunale Wohnungsunternehmen unterstreicht. „Ich bin jedoch irritiert, dass sich die Landesregierung zuletzt in der öffentlichen Debatte davon distanziert hat. Ich erwarte, dass der Koalitionsvertrag gilt. Genossenschaften gehören ihren Mitgliedern, kommunale Wohnungsgesellschaften dem Staat. Beide sichern gerade in schweren Zeiten wie diesen den sozialen Frieden, weil sie viel mehr leisten, als nur eine Wohnung zu günstigen Preisen zu vermieten. Sie haben den Menschen im Blick. Deshalb gehören sie besonders unterstützt.“

Beide sprachen sich darüber hinaus für eine Atempause bei weiteren gesetzlichen Vorgaben im Baugewerbe aus. „Das Dickicht der Bauvorschriften muss gelichtet werden“, fordert Kämpfer. „Schätzungen des Deutschen Städte- und Gemeindebundes zufolge gibt es in Deutschland rund 20.000 baurelevante Regelungen. Das macht Bauen nicht billiger.“

„Vor allem bei den Klimaschutzanforderungen brauchen unsere Unternehmen eine Atempause“, so Breitner. „Wer glaubt, im Windschatten der Energiekrise die eigene Ideologie durchsetzen zu können, wird nicht nur die Zustimmung der Menschen zum Klimaschutz verlieren, sondern auch jenen Menschen schaden, die auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind.“

Kämpfer und Breitner forderten darüber hinaus eine rasche Ausweitung und Erhöhung des Wohngelds. „Die Zeit des Diskutierens ist vorbei“, erklärten Kämpfer und Breitner am Donnerstag, 1. September, vor der Presse in Kiel. „Angesichts der ins Haus stehenden massiven Preissteigerungen bei Heizung und Energie muss jetzt rasch gehandelt werden.“

„Das Wohngeld ist ein bewährtes Instrument, Menschen zu unterstützen, die ihre Wohnkosten nicht tragen können“, so Kämpfer. „In Kiel werden monatlich durchschnittlich 730.000 Euro Wohngeld an rund 3300 Wohngeldempfänger*innen verteilt. Die Beträge liegen dabei zwischen 10 Euro und 1.215 Euro monatlich. Künftig müssen mehr Menschen Wohngeld bekommen und bis auf Weiteres noch eine Heizkostenkomponente oben drauf“, sagt der Oberbürgermeister.

Kämpfer und Breitner forderten die schleswig-holsteinische Landesregierung auf, sich über den Bundesrat für eine entsprechende Gesetzesänderung einzusetzen und Druck zu machen. „Es wäre sinnvoll, wenn sich die norddeutschen Bundesländer Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Niedersachsen und Bremen zusammentun würden. Entscheidend ist, dass wir endlich aus dem Ankündigungsmodus der Bundesregierung herauskommen“, so Breitner.

Zudem mahnte VNW-Direktor Andreas Breitner die Schaffung eines Stützungsfonds für Wohnungsunternehmen und kommunale Energieversorger an, die auf Grund der hohen Heiz- und Gaskosten Liquiditätsschwierigkeiten haben. „Die Vermieter geraten mehr und mehr in eine aussichtslose Situation. Sie müssen die von Energieunternehmen in Rechnung gestellten massiv gestiegenen Energiekosten sofort bezahlen, bekommen das Geld aber erst mit der Heizkostenabrechnung im kommenden Jahr von den Mieterinnen und Mietern zurück. Das geht nicht lange gut.“

2022/09/01

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 407 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,20 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de