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Keine Eigenenheime mehr!

VNW-Direktor Andreas Breitner: "Einfamilienhäuser sind nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems."

22/2021

Zur Diskussion um die Zukunft des Einfamilienhauses erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW)

„Wir unterstützen die Haltung des Bezirks Hamburg-Nord, Anträge zum Bau von Einfamilienhäusern nicht mehr zu genehmigen. In verdichteten Räumen mit hoher Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum sind neue Einfamilienhäuser kein Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Hinzu kommt die ökologische Seite: wenig Menschen auf viel Raum ist nicht effizient, verbraucht unnötige Ressourcen und versiegelt viel Fläche für wenig Nutzen.

Seit 2011 wurden in Hamburg mehr als 100.000 Wohnungen gebaut. Wer heute bezahlbaren Wohnraum errichten will, findet dafür kaum noch ein bezahlbares und gut zu bebauendes Grundstück. Preiswerter Wohnraum wird in der Hansestadt aber nach wie vor besonders nachgefragt. Insofern ist es eine richtige Entscheidung, dem Bau von mehrgeschossigen Wohngebäuden Vorrang einzuräumen.

Die Haltung von Nord sollte in den anderen Hamburger Stadtbezirken übernommen werden und in ganz Norddeutschland - in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern - Schule machen. Auch Kommunen mit engen Wohnungsmärkten und hohen Wohnraumbedarf wie Flensburg, Norderstedt Kiel, Lübeck, Neumünster, Rostock und Greifswald sollten das Hamburg-Nord-Modell übernehmen und in der Bauleitplanung auf die Ausweisung von Einfamilienhausgebieten künftig verzichten. Was, wo gebaut wird, entscheiden die Kommunen.

Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sind nachhaltiger

Es geht dabei nicht nur um die Quantität. Gebäude mit vielen Wohnungen sind nachhaltiger, weil dort pro Person weniger Fläche verbraucht wird und so in besonders nachgefragten Regionen ausreichend bezahlbare Wohnungen geschaffen werden können. Hinzu kommt, dass infolge der demografischen Entwicklung die Menschen vermehrt kleinere Wohnungen suchen.

Den statistischen Bundesämtern zufolge verbrauchen die Wohnungen in Einfamilienhäusern im Durchschnitt deutlich mehr Fläche als in Mehrfamilienhäusern. In Hamburg beispielsweise liegt die durchschnittliche Fläche pro Wohnung in einem Einfamilienhaus bei 122,5 Quadratmeter, während sie in einem Mehrfamilienhaus bei 66,5 Quadratmetern liegt.

In Kiel liegt in einem Einfamilienhaus die Wohnfläche im Durchschnitt bei 112 Quadratmetern und in einem Mehrfamilienhaus bei knapp 63 Quadratmetern. In Rostock umfasst eine Wohnung in einem Einfamilienhaus im Durchschnitt 117 Quadratmeter Wohnfläche; in einem Mehrfamilienhaus sind des rund 60 Quadratmeter.

Wir müssen die Entwicklung zu immer mehr Fläche für immer weniger Menschen durchbrechen. Mehr Fläche bedeutet mehr Verbrauch und Umweltbelastung und damit mehr Klimawandel. Wir brauchen aber eine Kehrtwende.

Jeder Quadratmeter bewohnte Fläche mehr erhöht den Energieverbrauch

Jeder Quadratmeter bewohnte Fläche in Gebäuden führt zu höherem Energieverbrauch, denn eine Fläche wird beleuchtet, beheizt, mit Bodenbelag versehen und instandgehalten. Hinzu kommen Flächen außerhalb des Grundstücks, beispielsweise für Straßen oder Abwasserrohre. Jeder Quadratmeter zu viel erhöht den Energie- und Ressourcenverbrauch unnötig.

Wer Zukunft will, sollte eine Vorstellung davon haben, wie die aussehen soll. Bereits heute stehen gerade in vielen ländlichen Städten und Gemeinden unzählige, in die Jahre gekommene Einfamilienhäuser leer. Dies zu ignorieren und stattdessen immer neue Einfamilienhausgebiete auszuweisen, ist unnötig und ökologisch gefährlich.

Wenn wir dem Klimawandel und seinen Folgen ernsthaft Einhalt gebieten wollen, bedarf es eines Umdenkens. Umpacken im Kopf. Weg von ineffizienten Wohnmodellen mit hohem Flächen- und Ressourcenverbrauch und hin zu einer schonenden und ökologisch ausgewogenen Bodenpolitik. Dazu gehören die Feststellung des Wohnungsbedarfs, ein Kataster über vorhandene Bauflächen, eine Untersuchung über mögliche Bauflächen und die planerische Vorbereitung von Projekten für den Bau bezahlbarer Wohnungen.

Bei bestehenden Quartieren ist gerade in größeren Städten eine Verdichtung unausweichlich. Das ist nachhaltig, weil bereits vorhandene Infrastruktur genutzt werden kann. Um so wichtiger ist es, dass die Verantwortlichen in den Kommunalvertretungen dazu stehen, auch wenn es vor Ort gegen Neubauten Widerstand gibt."

Der VNW vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 393 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 742.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,04 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de