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"Dramatisch, nicht überraschend"

VNW-Direktor Andreas Breitner zu der Zahl der fertiggestellten Wohnungen in Hamburg im Jahr 2021.

58/2022

Die Zahl der in Hamburg fertig gestellten Wohnungen ist im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Nach Angaben des Statistikamts Nord wurden 2021 die Schlüssel für 7461 Wohnungen übergeben. Das waren 3808 weniger als im Jahr 2020.

Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):

„Die Zahlen sind dramatisch, kommen aber nicht überraschend. Die Corona-Pandemie hat Lieferketten beeinträchtigt und auf den Baustellen für komplizierte Bedingungen gesorgt. Dass weniger Wohnungen fertiggestellt wurden, ist die logische Folge.

Allerdings hat sich der Rückgang der Fertigstellungszahlen bereits vor der Corona-Pandemie angedeutet. So stiegen die Baukosten seit Jahren vor der jüngsten ‚Explosion‘ erheblich.

Der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE) zufolge kletterten die Bauwerkskosten zwischen 2015 und 2020 um gut 30 Prozentpunkte. Das stellt die sozialen Vermieter, die diese Kosten nicht auf die Mieterinnen und Mieter umlegen können und wollen, vor große Herausforderungen.

Es mangelt an bezahlbaren Grundstücken

Hinzu kommt der Mangel an bezahlbaren Grundstücken in Hamburg. Große Stadtentwicklungsprojekte wie in Wilhelmsburg im Bereich der früheren Reichsstraße und in Oberbillwerder sind seit längerem in Planung, ohne dass es für den Wohnungsmarkt spürbare Fortschritte gibt.

Ferner werden öffentliche Grundstücke inzwischen vornehmlich im Wege des Erbbaurechts vergeben. Das verteuert die Kosten für Bau und Unterhaltung von Wohngebäuden. Hamburgs Wohnungsgenossenschaften, die bauen, um für viele Jahrzehnte zu vermieten, haben wiederholt signalisiert, dass sie Grundstücke einmal erwerben und nicht für immer pachten wollen.

Als Folge mussten auch die VNW-Unternehmen im vergangenen Jahr einen Rückgang der Wohnungsfertigstellungen gegenüber 2020 vermelden. Im vergangenen Jahr wurden 2243 Wohnungen übergeben. 2020 waren es 2475 gewesen.

Die Aussichten sind nicht rosig

Angesichts der zuletzt schubartig gestiegenen Baupreise sind die Aussichten nicht rosig. Die Zahl der Baubeginne der VNW-Unternehmen sank von 2602 im Jahr 2020 auf 1991 im vergangenen Jahr. In diesem Jahr, so fürchte ich, wird das so weitergehen.

Die monatliche Netto-Kaltmiete liegt bei den VNW-Unternehmen im Durchschnitt bei 7,03 Euro pro Quadratmeter. Wer heute neu baut, muss aber angesichts gestiegener Bau- und Grundstückskosten mehr als 16 Euro pro Quadratmeter nehmen.

Angesichts dieser großen Differenz zwischen Baukosten und Durchschnittsmiete ist nachvollziehbar, wenn der Vorstand oder der Geschäftsführer eines VNW-Unternehmens die Hände vom Neubau lässt.

Soziale Vermieter richten ihr Augenmerk auf die energetische Sanierung

Hinzu kommt, dass die sozialen Vermieter angesichts höherer staatlicher Auflagen vermehrt ihr Augenmerk auf die energetische Sanierung ihrer Bestände legen. Wir nehmen unsere gesellschaftliche Verantwortung ernst und stehen an der Seite von Senat und Bundesregierung, wenn es um die Klimaschutzziele geht.

Allerdings sehen unsere Mitgliedsunternehmen auch: ständig steigende Anforderungen an den energetischen Zustand bestehender Wohnungen und zugleich massenhaft Neubau – das überfordert unsere Unternehmen, zumal jetzt auch die Zinsen wieder steigen sowie unklar ist, wie hoch die künftige KfW-Neubauförderung sein wird und welche energetischen Standards sie bringt.

Hamburg ist gefordert, rasch eine höhere Förderung für den sozialen Wohnungsbau zu beschließen und die energetische Sanierung umfangreicher als bislang zu unterstützen. Zudem sollten keine weiteren Umweltauflagen erlassen werden, weil diese das Bauen und das Wohnen noch teurer machen.

Die sozialen Vermieter wollen ihre im Bündnis für das Wohnen gegebene Wohnungsbauzusage einhalten. Sie werden es aber nicht um den Preis des eigenen wirtschaftlichen Niedergangs tun.“

2022/05/16

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 405 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,20 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de