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Das Gegenteil von gut

VNW-Direktor Andreas Breitner zu den Volksinitiativen: "Der Bau von bezahlbaren Wohnungen in Hamburg würde erschwert."

134/2020

Die Volksinitiativen „Keine Profite mit Boden & Miete“ haben am Montag insgesamt rund 28.400 Unterschriften an den Senat im Hamburger Rathaus übergeben. Im Einzelnen geht es um die Initiativen „Boden und Wohnungen behalten. Hamburg sozial gestalten“ und „Neubaumieten auf städtischem Grund. Für immer günstig!“. Insgesamt hätten pro Initiative jeweils rund 14.200 Hamburgerinnen und Hamburger die entsprechenden Anliegen unterschrieben, teilte Gilbert Siegler, Initiator der Volksinitiativen, mit.

Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):

„Ich unterstütze die Absicht, das bezahlbare Wohnen in Hamburg zu stärken. Leider legen die Volksinitiativen jedoch die Axt an den Bau bezahlbarer Wohnungen in der Hansestadt und bedrohen damit im Kern das, was sie eigentlich fordern.

Seit 2011 wurden in Hamburg 56.000 Wohnungen errichtet, darunter rund 15.000 Sozialwohnungen. Die im VNW organisierten Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften übergaben seit 2016 mehr als 7500 bezahlbare Wohnungen. Fast jede zweite Mietwohnung in Hamburg wird von einem VNW-Unternehmen angeboten.

Mietsteigerungen lagen unter der allgemeinen Preissteigerungsrate

Als Folge lagen die Mietsteigerungen in der Hansestadt unter der allgemeinen Preissteigerungsrate. Die monatliche Netto-Kaltmiete pro Quadratmeter betrug Ende vergangenen Jahres bei den VNW-Unternehmen 6,82 Euro. Gegenüber dem Jahr 2018 war das ein Anstieg um 0,5 Prozent. Das sind rund drei Cent pro Quadratmeter. 

Mehrere renommierte Forschungsinstitute haben zudem errechnet, dass die durchschnittlichen Mietsteigerungen in ganz Hamburg in den vergangenen beiden Jahren unter der allgemeinen Preissteigerungsrate lagen. Selbst bei der Entwicklung der Neuvertragsmieten, die besonders von explodierenden Baukosten und hohen Grundstückspreisen beeinflusst werden, schneidet Hamburg im Vergleich mit anderen deutschen und europäischen Metropolregion deutlich besser ab. So stiegen dem im Januar veröffentlichten „F+B-Wohn- Index Deutschland Q4/2019“ zufolge in der Hansestadt die Neuvertragsmieten im vergangenen Jahr lediglich um 0,1 Prozent.

Sozialwohnungsquartiere widersprechen moderner Stadtentwicklungspolitik

Die Forderung der Initiativen, auf städtischen Grundstücken künftig nur noch den Bau von Sozialwohnungen zu erlauben, widerspricht den Erkenntnissen moderner Stadtentwicklungspolitik. Danach sind bunt gemischte Stadtteile am sinnvollsten und attraktivsten. Mit ihrer Forderung produzieren die Volksinitiativen die sozialen Brennpunkte von morgen.

Auch die Forderung, Grundstücke nur noch im Wege des Erbbaurechts zu vergeben, ist eine wohnungspolitische Sackgasse. Nach den Berechnungen des VNW werden in den kommenden zehn Jahren allein von den VNW-Wohnungsgenossenschaften bis zu 10.000 bezahlbare Wohnungen nicht errichtet, sollten Hamburg Grundstücke nur noch über das Erbbaurecht vergeben.

Erbbaurecht erfordert beim Wohnungsbau mehr Eigenkapital

Vor allem die Wohnungsgenossenschaften haben ein Problem mit dem Erbbaurecht. Der Grund dafür ist denkbar einfach: wer ein Grundstück lediglich im Rahmen des Erbbaurechts nutzen kann, benötigt doppelt so viel Eigenkapital für die Finanzierung seiner Neubauprojekte. Das Geld fehlt dann für den Wohnungsneubau.

Banken und Sparkassen sehen in Erbbaurechtsverträgen höhere Risiken und vergeben gegenüber dem Kauf Kredite zu deutlich schlechteren Konditionen. Derzeit liegt für unsere Unternehmen die Eigenkapitalquote für ein Neubauprojekt bei 20 Prozent. Bei Anwendung des Erbbaurechts würde sich diese Quote auf 40 Prozent erhöhen.

Der VNW vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 389 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 742.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,04 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de